Eigentlich ist gerade eitel Sonnenschein in der Lauf/Heroldsberger Handballwelt. Nach drei Spieltagen steht man mit 6:0 Punkten mit blütenreiner Weste auf Platz 3 und hat mit dem TV Münchberg und der HSG Fichtelgebirge bereits zwei dicke Brocken aus dem Weg geräumt. Daher drängt sich schnell die Vermutung auf, dass die Aufgabe bei der holprig gestarteten dritten Mannschaft des HC Erlangen (Samstag den 19.10. um 20:00 Uhr in der altehrwürdigen Karl-Heinz-Hiersemann-Halle) mehr als lösbar sein sollte.
Unerwartet angespannt muten dann aber die Gesichter der beiden Coaches Korn und Peer an, die unisono von einem der schwersten Auswärtsspiele der Hinrunde reden. Denn nur eins ist gewiss: die völlige Unberechenbarkeit des Gegners. Wer für die Erlanger Youngster aufläuft, wird man erst kurz vor dem Spiel sehen. Der Unterbau des Erstligisten ist nämlich in Breite und Qualität so aufgestellt, dass es immer wieder Wechsel zwischen der 3. Liga-Reserve der HCE 2, der Jugendbundesliga-Mannschaft und dem Landesligateam HCE 3 gibt. Außerdem kann es durchaus sein, dass der ein oder andere Rekonvaleszente aus den Erlanger Topteams Spielpraxis braucht und kurzfristig die 3. Erlanger Mannschaft verstärkt. Definitiv kann man über den Erlanger Unterbau aber sagen, dass sie stets ein topfittes, blutjunges und technisch sehr gut ausgebildetes Team stellen. Bisher stachen aus diesem Kollektiv Lukas Sauter und Patrik Längst heraus, die beide unter den Top 10 Torschützen der noch jungen Saison zu finden sind.
Zu was die Erlanger in der Lage sind, musste vergangenes Wochenende der TSV Rothenburg erleben. Der heimstarke Topfavorit verlor zuhause vermeintlich unerwartet mit 28:32. Besonders in 1:1-Situationen bekam man keinen Zugriff auf die flinken Erlanger Spieler, hatte sich aber auch dazu hinreißen lassen, den mit drei Niederlagen gestarteten HCE 3 zu unterschätzen.
Das Trainerteam der Tigerenten steht also vor keiner leichten Aufgabe, vor allem weil es fast unmöglich ist, ihr Team auf die Wundertüte Erlangen vorzubereiten.
Umso wichtiger wird es, dass sich die HSG’ler auf ihre eigenen Stärken fokussieren und mit höchster Konzentration ans Werk gehen. Laut Trainer Korn wird ein Sieg also maßgeblich von der Einstellung seiner Truppe abhängen. Nur mit dem nötigen Biss lässt sich das gute Abwehrverhalten der letzten Wochen bestätigen und offensiv ist in möglichen Überzahlsituationen bei konzentrierter Herangehensweise auch noch „Luft nach oben“.
Dies ist umso wichtiger, da mit Jens Scheuerer der Denker und Lenker im Angriffsspiel und auch der vor allem defensiv überzeugende Neuzugang Andreas Kister (angebrochene Nase) fehlen. Daher wird nach langer Urlaubspause und überstandener Erkältung gleich die Verantwortung auf Niko Schöffel zukommen, dem Angriffsspiel die nötige Struktur zu verleihen. Alles in allem dürfte – vorbehaltlich der tatsächlichen Aufstellung der Gastgeber – die Favoritenrolle trotzdem bei den Lauf/Heroldsbergern liegen. In jedem Fall wird aber eine engagierte Mannschaftsleistung des ansonsten vollständigen Kaders gebraucht, um etwas Zählbares mitzunehmen.